TECHNISCHE INFORMATION NR. 15

TECHNISCHE INFORMATION NR. 15

Mit der Technischen Information Nr. 15 informieren wir über Grundlagen der Farbtonbeurteilung:

 

Grundlagen der Farbtonbeurteilung

Bei der Beurteilung von Farbtönen sind nachfolgende Einflussfaktoren wichtig:

  • Betrachter
  • Lichtart
  • Objekt
  • Glanz

Es gibt zwei grundsätzliche Beurteilungsmöglichkeiten, um einen Farbton zu beurteilen:

  • visuelle Beurteilung
  • messtechnische Beurteilung

 

Bei der visuellen Beurteilung ist das menschliche Auge ein hervorragendes Messinstrument. Jedoch kann die Farbbeurteilung einzelner Personen unterschiedlich bewertet werden, aufgrund von Farbfehlsichtigkeit. Für die visuelle Abmusterung unter definierten Bedingungen ist die Norm (DIN EN ISO 3668) maßgeblich.

Ein weiterer, wichtiger Einflussfaktor bei der Farbtonbeurteilung ist die Lichtquelle. Tageslicht besteht aus gebündelten Spektralfarben. Da andere Lichtquellen, z. B. Wohnraumlicht durch Glühlampen, eine andere spektrale Verteilung als Tageslicht haben, erklärt es sich, dass ein Farbton bei unterschiedlichen Lichtquellen unterschiedlich aussehen kann. Diese Eigenschaft nennt man Metamerie. Von Metamerie sprechen wir, wenn die Farben zweier Objekte unter der einen Lichtart, z. B. Tageslicht (D65), ein völlig identisches Farbempfinden bewirken, also farblich identisch sind, sich jedoch unter einer anderen Lichtart, wie z. B. dem Glühlampenlicht (A), farblich voneinander unterscheiden. Dies ist in der Lackindustrie ein unerwünschter Effekt. Sichtbar kann dieses auch bei Reparaturlackierungen am Auto werden.

Unter Tageslicht betrachtet, sieht die neu lackierte Fläche nicht mehr so aus, wie die anderen Lackflächen, obwohl in der Lackhalle – unter Kunstlicht – kein Unterschied festzustellen war. Die Ursache liegt in einem solchen Fall in der Pigmentmischung des Lackes, wenn der in der Werkstatt ausgesuchte oder vor Ort gemischte Lack hier nicht identisch mit dem Originallack ist. Mit Hilfe der Normfarbwerte XYZ, die eine Farbempfindung wiedergibt, kann dieser Effekt anschaulich erklärt werden. Zwei Muster sind bei einer bestimmten Beleuchtung gleich, wenn deren XYZ-Werte für diese Beleuchtungsart gleich sind. Dies ist erfüllt, wenn wir identische Muster mit gleichen Reflexionskurven haben. Metamere Proben besitzen jedoch unterschiedliche Reflexionskurven, dennoch können die XYZ-Werte, da es sich um Summenwerte handelt, unter einer Beleuchtung identisch sein, die Proben also farblich gleich aussehen, dann aber unter einer anderen Beleuchtungsart voneinander abweichen.

Standardisierte Betrachtungsbedingungen sind eine wesentliche Voraussetzung für die farbgetreue Reproduktion von farbigen Materialien aller Art.  Farbtöne müssen bei Tageslicht bzw. in Farbton-Abmusterungskabinen abgeprüft werden. In der Regel werden die Farbtöne bei der Norm Lichtart D65 (Nordhimmel Tageslicht 6500 K) in den Abmusterungskabinen verglichen.

Bei der messtechnischen Beurteilung von Farbtönen werden z.B. Spektralphotometer verwendet. Für die Vermessung mit einem Farbmesssystem sind die ISO 7724 bzw. DIN 5033 und DIN EN ISO 11664 Teil 4 maßgeblich.

Bei Industrielacken in Grautönen, wie z. B. RAL 7035, ist ein Farbtonunterschied von Delta E 0,5 Toleranz zur Vorlage für das menschliche Auge kaum zu erkennen. Bei Pulverlacken in RAL 7035 werden gemäß Richtlinie (VdL-RL 10 Zulässige Farbtontoleranzen für unifarbene Pulverlacke bei Architekturanwendun-gen) sogar Farbtonabweichungen von Delta E 1,0 akzeptiert.  Bei anderen Pulverlackfarbtönen kann die Toleranz deutlich höher liegen, z. B. RAL 1004 bei Delta E von 3,6 zur Vorlage. Das gleiche gilt analog für Nasslacke. Aus diesem Grund treten bei Ausbesserungsarbeiten sowie bei der Kombination von Teilen unterschiedlicher Beschichtungsart (z. B. Nasslackierung - Pulverbeschichtung) oftmals Farbabweichungen auf.

 

Bei Effektlacken bzw. Metallic -und Perlmutt-Farbtönen, Lasurlacken und Tagesleuchtfarben ist eine rein visuelle Beurteilung ratsam. Bei Metallic -und Perlmutt Farbtönen, wie z. B. den RAL-Tönen RAL 9006 weißaluminium sowie RAL 9007 graualuminium, hat bereits das Applikationsverfahren einen entscheidenden Einfluss auf den Farbton. Es wird empfohlen, sich den Farbton an Hand eines auflackierten Farbmusters vom Endkunden freigeben zu lassen, bevor die Komplettlackierung durchgeführt wird.  

RAL 9006 und RAL 9007 sind Bestandteil der Farbsammlung RAL 840-HR und zählen somit zu den klassischen Industriefarben der deutschen Wirtschaft.

Allerdings gibt es einen wesentlichen Unterschied zu den übrigen RAL-Farbvorlagen, die allesamt deckende Lackfarben in verschiedenen Buntbereichen darstellen, sodass diese Farbvorlagen von Auflage zu Auflage mit engen Toleranzen hergestellt werden. Dieses gilt jedoch nicht für RAL 9006 und RAL 9007. Somit nehmen die RAL-Töne RAL 9006 und RAL 9007 eine Sonderstellung im RAL-Farbtonsystem ein.